Relegationsturnier wird zur Nervenprobe / Schlussdoppel bringt die Erlösung / Leide und Hellinger führten durch unruhige Saison
Großer Kampf wird nicht belohnt
Kurz vor 21 Uhr war es endlich Gewissheit: Die Tischtennisspieler der TSG Lützelsachsen besitzen auch in der kommenden Spielzeit das Recht, in der Bezirksklasse Rhein-Neckar aufzuschlagen. Nach dem denkbar knappen Verpassen des direkten Klassenerhalts vor Wochenfrist – ein 8:8 bei der SG Birkenau/Hemsbach II hatte hierfür nicht gereicht – wuchsen die TSG-Akteure beim in der eigenen Halle ausgetragenen Relegationsturnier mit den Vizemeistern der beiden Kreisliga-Staffeln mehrfach über sich hinaus und nahmen ihre zahlreich vertretene Anhängerschaft mit auf eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle.
Der 9:5-Erfolg der DJK St. Hildegard/Lindenhof im Auftaktspiel gegen den TTV Weinheim-West IV setzte die Gastgeber bereits insofern unter Zugzwang, als man nun ebenfalls den TTV bezwingen sollte, um im abschließenden Match gegen Lindenhof nicht unbedingt auf einen Sieg angewiesen zu sein. Erwartungsgemäß brachten Leide/Hellinger die TSG souverän in Führung, doch Schröder/Stadler in drei und Baritz/Bauer in fünf Durchgängen kassierten die ersten Rückschläge. Als sich Mannschaftsführer Peter Leide daraufhin dem furios aufspielenden Felix Ernst beugen musste, machte sich zum ersten Mal Skepsis in der Halle breit. Mit ihren wichtigen Fünfsatzsiegen jeweils nach Rückstand hielten Riccardo Ibba und Jonathan Hellinger die Lützelsachsener Hoffnungen aber am Leben und Alexander Stadlers Verlust gegen Martin Sauer wurde sogleich von David Baritz und Michael Bauer zur erstmaligen TSG-Führung gekontert.
Nun zeigte Leide beim 3:1 über Yueran Zhou sein wahres Gesicht, ehe auch Ibba gegen den grandiosen Ernst das Nachsehen hatte, Hellinger gegen Sauer jedoch postwendend auf 7:5 erhöhte. Den zumindest für ein Remis noch fehlenden achten Punkt verpassten in der Folge allerdings Stadler in drei Sätzen sowie Baritz und Bauer jeweils im Finaldurchgang, sodass bei einem plötzlichen 7:8-Rückstand das Schlussdoppel Leide/Hellinger Schadensbegrenzung betreiben musste und Lützelsachsen zumindest das Unentschieden sicherte. Ein Erfolg über die als etwas stärker eingeschätzten und inzwischen ausgeruhten Mannheimer war nun also tatsächlich Voraussetzung für den Klassenverbleib.
Auch gegen die Gäste aus Lindenhof marschierte das in dieser Saison herausragende Doppel Leide/Hellinger vorne weg und brachte mit einem 13:11 im fünften Satz gegen Hohenadel/Lischka die Halle erstmals zum Beben. Zwar mussten sich Ibba/Stadler im parallel ausgetragenen Doppel gegen die Beck-Brüder mit 1:3 geschlagen geben, doch gerade Stadler präsentierte sich in seinem vorerst letzten Spiel für die TSG in bestechender Form. Die 2:1-Führung besorgten schließlich Baritz/Bauer, indem sie ihre Aufholjagd nach 0:2-Rückstand gegen Kiefer/Mainka krönten. Im Anschluss an Peter Leides Erfolg über Marco Beck zogen Ibba, Hellinger und Stadler in Serie den Kürzeren; Baritz’ Ausgleich zum 4:4 konterte Lindenhofs Kapitän Michael Kiefer in drei ungefährdeten Sätzen gegen Bauer.
Nun war die sich immer besser füllende Halle gefragt und tatsächlich peitschte das Lützelsachsener Publikum mit zahlreichen Ehemaligen, Jugendspielern und weiteren Schaulustigen die Mannschaft unbeirrt nach vorne: Leide behielt im fünften Durchgang gegen Nico Beck hauchdünn die Oberhand, Ibba zwang Marco Beck in die Knie und Hellinger verbuchte in einem Fünfsatz-Krimi gegen Hohenadel mit 11:9 ein unverzichtbares Happy End. Als Stadler daraufhin gegen Lischka das Nachsehen hatte und Baritz gegen Kiefer deutlich unterlag, steuerte das bereits bis dahin mitreißende Spiel beim Zwischenstand von 7:7 auf sein verdientes Finale zu, in dem nichts als zwei Siege die TSG in der Liga halten würden.
Teil 1 der Pflicht erledigte Bauer, der beim 3:0 über Mainka zum richtigen Zeitpunkt sein bestes Tischtennis auspackte. Im anschließenden Schlussdoppel galten Leide/Hellinger gegen die Beck- Brüder nicht zwangsläufig als Favoriten, doch mit einer bewusst offensiv gewählten Strategie, einer Alles-oder-Nichts-Mentalität und einem euphorisierten Publikum im Rücken zwangen die beiden TSG-Dauerbrenner auch ihre letzten Kontrahenten in die Knie und sorgten damit für einen Mix aus überschwänglicher Freude und grenzenloser Erleichterung in ihren Reihen.
Eine von ungeahnten Personalsorgen geprägte Spielzeit fand damit doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Und über die Erkenntnis hinaus, auch mit drei Reservespielern durchaus wettbewerbsfähig zu sein, werden insbesondere der abteilungsinterne Zusammenhalt und die ständige Bereitschaft zur Aushilfe in der höherklassigen Mannschaft in Erinnerung bleiben, die die TSG durch die wohl unruhigste Saison seit Jahrzehnten trugen.
Neben den Stammspielern Peter Leide (20 Einsätze, Mannschaftsführer) und Jonathan Hellinger (20) traten 2021/22 Martin Schröder (16), David Baritz (11) Peter Beck (10), Peter Gallenstein (9), Riccardo Ibba, Timo Dremel (je 8), Michael Bauer (7), Alexander Stadler (6), Günter Schröder (3), Rolf Dremel und Gajur Erk (je 1) für die TSG an die Tische, wobei Baritz, Stadler und Bauer „nebenbei“ auch das Rückgrat der zweiten Mannschaft in der Kreisklasse A bildeten, die einen sehr guten vierten Platz einfahren konnte. Mit Blick auf die kommende Runde wird jedoch mit einigen personellen Änderungen zu rechnen sein, da der pausierende Martin Schröder, der zugunsten der Jugendarbeit verzichtende Alexander Stadler sowie der bereits zur Winterpause ausgeschiedene Timo Dremel vorerst nicht mehr als aktive Spieler zur Verfügung stehen werden.